🚀 Metaverse und lokaler Handel – passt das zusammen? Fünf Thesen die für das lokal digitale Marketing relevant werden

Chancen und Risiken des Metaverse für den lokalen Handel

Mit dem Start der ersten Online-Shops und Marktplätze Anfang der 2000er Jahre sahen sich lokale Einzelhändler vor die Frage gestellt, ob man den Schritt in die neue digitale Verkaufswelt über E-Commerce wagen sollte, oder nicht. Wie diese Entwicklung ausgegangen ist, wissen wir: heute erzielt der Onlinehandel (non Food) in Deutschland bereits rd. 20% vom gesamten Einzelhandelsumsatz – Tendenz steigend! Gerade während der Pandemiephase in den letzten zwei Jahre mussten sich viele lokale Händler und Dienstleister schnellstmöglich vom „Offline“ Anbieter zum „Omnichannel Anbieter“ transformieren.

Kaum ist der erste Schritt zur lokal digitalen Ausrichtung erreicht, da taucht am Horizont schon die nächste große Herausforderung für lokale Unternehmen auf: Das Metaverse!

Metaverse? Die Technologie-Szene kennt seit Monaten nur noch ein Thema: Metaversum oder engl. Metaverse. Es vergeht keine Woche ohne Superlative, welches Tec-Schwergewicht (Google, Amazon, Apple, Microsoft) mit was ins Metaverse zieht. Mark Zuckerberg hat im Oktober 2021 den bisher wohl prominentesten Aufschlag für die Reise ins Metaverse gestartet, als er sogar seinen ganzen Konzern von Facebook auf Meta umbenannt und ausgerichtet hat.

Alleine 2021 hat Facebook zehn Milliarden US-Dollar in Metaverse Technik und Infrastruktur investiert. Aber nicht nur die Tec-Giganten arbeiten mit Hochdruck am Metaverse. Auch Handelsgiganten wie Walmart, H&M oder Nike mit Nikeland starten ihr Metaverse!


Aber was ist das Metaverse überhaupt? Ich will es mal in einem Satz so beschreiben:
„Das Metaverse ist eine digitale und virtuelle 3D Umgebung, in der sich Menschen über Avatare in Echtzeit frei bewegen können, um sich zu treffen, gemeinsam zu kommunizieren, informieren, shoppen und an Veranstaltungen teilzunehmen.“


Aber wie passt das alles zu lokal ausgerichteten Unternehmen, die es in den letzten zwei Jahren mit Mühe und Not geschafft haben, Online-Shops, -Terminbuchungen und Lieferdienste in Ihr Geschäftsmodell einzubinden? War das alles umsonst, weil Kunden demnächst in einer virtuellen 3D Umgebung als Avatar beim lokalen Händler um die Ecke einkaufen möchten?

Nein – mit Sicherheit nicht! 

Doch Vorsicht: wir erinnern uns an die Anfänge des E-Commerce. Die Relevanz des Metaverse wird nicht unter den Tisch zu kehren sein. So prognostiziert z.B. Gartner, dass 2026 25% der Menschen mindestens eine Stunde pro Tag im Metaversum für Arbeit, Einkaufen, Bildung oder Unterhaltung verbringen.

Bis dahin, so die Einschätzung, werden 30% der Unternehmen auf der Welt Produkte und Dienstleistungen für das Metaverse bereithalten und zum Verkauf anbieten.

Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt die Studie von game.de. Danach können sich bereits 35 Prozent der Deutschen über 16 Jahren vorstellen, zukünftig das Metaverse zu nutzen. Das entspricht immerhin über 24 Millionen Menschen.

Und lokale Unternehmen – wie wirkt das Metaverse hier?

Bereits heute ist jede zweite Suche bei Google eine lokale Suchanfrage. 46 % der lokal Suchenden, die ein Produkt kaufen möchten, prüfen online die Verfügbarkeit eines Artikels, bevor sie in ein Geschäft gehen. Und genau hier kommt der lokale Einzelhändler und Dienstleister ins Spiel. So wie die lokale Website oder das Google Business Profile heute Antworten auf Verfügbarkeiten, Terminbuchungen oder Chatfunktionen bietet, so wird auch das Metaverse eine lokal virtuelle Echtzeitkommunikation und Schnittstelle zwischen Anbieter und Nachfrager werden!


Patrick Hünemohr: „Das Metaverse wird eine 3D Echtzeit Schnittstelle von lokal virtueller Angebotsdarstellung und Nachfrage werden – darauf muss sich das lokal digitale Marketing einstellen!“


Hier meine ersten Gedanken und Einschätzungen zum Metaverse für den lokalen Händler und Dienstleister

 

1. Das Metaverse ist noch nicht da – aber es wird kommen!

Um es gleich auf den Punkt zu bringen: es wird keinen Startzeitpunkt für das Metaverse geben. Keinen Moment, von dem wir sagen können, das war die Zeit vor dem Metaverse und ab jetzt leben wir im Metaverse. Vielmehr wird sich das Metaverse in den kommenden Wochen, Monaten und Jahren peu à peu entwickeln.

Es werden Dienste, Services, Games und Plattformen an den Start gehen, die ganz unterschiedliche Lösungsansätze bieten. Wer einen Einblick bekommen möchte, wie sich das Metaverse „anfühlen“ wird, dem gebe ich den Rat einen Blick auf die Spielebrache zu werfen. Allen voran The SandboxDecentraland oder etwas, das Ihre Kinder ggf. schon bei Ihnen Zuhause am Start haben: Fortnite! Aber auch bei Meta (aka Facebook) kann man bei Horizon Workrooms schon einmal einen Blick über die Schulter werfen, wie sich Online Meetings in Zukunft gestalten lassen.

Und wenn Sie sehen möchten, wie sich Walmart die Zukunft des Einkaufs in seinen Märkten über das Metaverse vorstellt, dem empfehle ich diesen Einblick! Aber auch bei Gucci kann man in den Gucci Garden reinsehen – das echte Raumgefühl stellt sich hier erst in 3D mit VR Brille ein! 

 

2. Von 2D zu 3D in Echtzeit

Das Metaverse wird eine Verschiebung in digitale Räume bewirken. Das heißt, wir werden von einfachen 2D Scroll-Webseiten in digitale 3D Räume umsteigen. Dazu bedarf es der Hilfe von VR / AR Brillen, die heute bedingt durch die Spieleindustrie in immer mehr Haushalte einziehen.

Der Branchenverband Bitkom hat in seiner aktuellen Studie zur Verbreitung von AR / VR Brillen herausgefunden, dass bereits fast ein Fünftel der Deutschen (17 Prozent) regelmäßig über Brillen in virtuelle Welten abtaucht. Mit dem Übergang in die 3D Welt wächst gleichzeitig die Anforderung an Marken, ihren Kunden immersive Erlebnisse zu präsentieren, denn eine schnöde Produktdarstellung in 2D wird nicht mehr ausreichen.

Was das für den lokalen Einzelhandel bedeutet ist leicht vorstellbar: physische Showrooms und Ladenlokale werden um virtuelle Räume ergänzt werden. So ist dann z.B. eine 24/7 Produkt-Besichtigung in ihren virtuellen Räumen möglich, die sogar einen direkten Kauf auslösen können. Die Auslieferung oder Abholung erfolgt dann wiederum physisch am nächsten Tag. Der wesentliche Unterschied für den Nutzer wird das Produkterlebnis in 3D werden. Und da lassen die virtuellen 3D Welten deutlich mehr zu, als ihr bisheriges Ladenlokal. Das neue Auto schon einmal in einer virtuellen Probefahrt austesten, Regale virtuell nach dem nächsten Geburtstaggeschenk durchstöbern oder doch einfach nur das kurze virtuelle Beratungsgespräch zur genauen Handhabung des neuen Fahrrads. Alles neue Nutzungsanlässe. Auch in der Dienstleistungs- und Medizinbranche wird das Metaverse Einzug halten. Das volle Wartezimmer beim Arzt wird durch einen Metaverse Telemedizin abgelöst und das nächste Treffen mit dem Steuerberater gemeinsam an einem Tisch auch nach 19 Uhr starten können – man hat ja einen schicken Avatar und muss sich nicht im Freizeitdress zeigen. 

 

3. E-Commerce Anbieter arbeiten schon an Metaverse Lösungen

Shopify – eines der führenden E-Commerce Unternehmen weltweit, arbeitet bereits an konkreten 3D- und Augmented-Reality-ToolsSomit können Händler ihr gesamtes Produktangebot von ihren Websites ganz einfach in 3D- und A.R.-Modelle umwandeln. Damit können stationäre Händler über ihren Online Shop dem Kunden eine wesentlich bessere Vorstellung über das Aussehen und die Maße des Artikels geben. Der Kunde kann das Produkt virtuell anfassen, drehen und wenden wie er möchte. Shopify selbst spricht davon, dass die Conversion-Rate für Online Bestellungen mit Hilfe von 3D- und A.R.-Modellen im Vergleich zur normalen Produktdarstellung im Onlineshop um 94% besser ist. Das hilft auch die gehassten Retourenquoten drastisch zu reduzieren! Das was Shopify bereits für das Metaverse tut, entwickeln auch alle weiteren E-Commerce Anbieter im Speziellen auch Marktplatzanbieter wie Amazon oder Rakuten.

 

4. Das Metaverse bringt neue Währungen

Wenn das Metaverse neue digitale Welten erschafft, dann stellt sich automatisch die Frage, wie dort gezahlt werden kann? Bargeld wie wir es aus dem täglichen Umgang im stationären Handel kennen, kann in einer virtuellen Umgebung nicht funktionieren. Klar ist, dass Zahlungen ähnlich wie beim bestehenden Onlineshop über Kreditkarten oder PayPal auch im Metaverse funktionieren werden. Es erklärt sich aber fast von selbst, dass die jeweiligen Anbieter von Metaverse Plattformen höchstes Interesse daran haben eigene Währungen einzuführen. Und da wir uns schon im digitalen Raum bewegen ist der Sprung zu Transaktionen mit Kryptowährungen am naheliegendsten.

Zumal die Wertschöpfung nicht mit anderen Finanzdienstleistern oder gar Banken geteilt werden muss. So basieren die meisten existierenden Metaverse Währungen (Tokens) für virtuelle Güter auf der Ethereum-Blockchain-Technologie. Dabei stellt die Blockchain Technologie sicher, das alle Informationen zum Kauf (Käufer, Verkäufer, Kaufpreis, Datum des Kaufs, Eigentumsverhältnis, u.v.m.) unzerstörbar mit dem erworbenen Produkt verbunden werden können.

Im Decentraland kann man damit schon jetzt virtuelle Grundstücke, Kleider, Konzerttickets oder auch Kunstwerke (NFTs) kaufen. Bezahlt wird in der Decentraland-eigenen Währung „MANA“. Aber keine Angst: Sie werden für den Einstieg ins Metaverse keine 20 unterschiedlichen Kryptowährungen kompliziert handeln müssen. Das werden wiederum komfortable Plattformen, Börsen oder ihr bestehender Dienstleister wie z.B. Shopify für Sie übernehmen. Und selbstverständlich wird es auch transferabel in Euro funktionieren. Fakt ist aber: das Metaverse wird beim Bezahlen von virtuellen Gütern sehr stark auf Kryptowährungen setzen und damit den Trend zur Digitalwährung massiv befeuern. 

 

5. Was sollte ich als Händler jetzt tun? 5 Beispiele die zeigen, wie es gehen kann!

Grundsätzlich gilt: je besser Sie mit Ihrem lokalen Produktangebot schon digitale Präsenz- und Absatzwege beherrschen, desto leichter wird Ihnen auch der Einstieg ins Metaverse gelingen. Ich empfehle, dass Sie sich die virtuellen Welten von Decentraland oder Kaufland kostenfrei ansehen. So können Sie ein erstes Gespür dafür entwickeln, was das für Sie und Ihr Geschäft vor Ort bedeuten könnte. Das Ganze ist auch nicht nur großen Unternehmen und Konzernen vorbehalten. Auch kleine Geschäfte können die virtuelle Umgebungen und Produktdarstellungen mit Hilfe von z.B. Shopify 3D Modellen ausprobieren.Im Folgenden habe ich 5 Beispiele aufgelistet, die nach meiner Ansicht schon einen guten Einblick geben, wohin sich das Ganze für den lokalen Handel und lokale Dienstleister entwickeln kann:

1. IKEA: in der IKEA Immerce Virtual Reality Anwendung kann man einen Eindruck bekommen, wie IKEA das Metaverse für die Einrichtungsberatung der Zukunft nutzen möchte!

2. NIKE: im Nikeland können Sie die Marke Nike sehr spielerisch erleben und werden aufgefordert selbst sportlich aktiv zu werden. Sehenswert …

3. McDonald’s: Spannend, weil die Burgerkette nicht nur die Verschmelzung der physischen mit der virtuellen Welt plant, sondern als Publikumsmagnet auch in das Geschäft mit Veranstaltungen einsteigen will. Das Metaverse macht es möglich, dass McDonald´s z.B. ein Konzert mit Ariana Grande weltweit zur gleichen Zeit in 3D Umgebung“ ermöglicht. Ich finde diese Idee deswegen so beachtenswert, weil sie doch zeigt, dass Marke mit Hilfe des Metaverse in Geschäftsfelder vorstoßen können, die sie bisher nicht besetzt haben!

4. Lokale Bäckerei Kette Panera: Das Paneraverse der US Bäckerei-Kette Panera liefert ein virtuelles Café mit Restaurantumgebungen und wird dazu passend Lieferdienste anbieten. Genauso wie McDonald´s versucht Panera so neue Kunden über Konzerte und andere Live-3D Veranstaltungen zu gewinnen.

5. Kaufland: Mit Kauf Island“ hat die Supermarktkette Kaufland eine Insel ins Leben gerufen, die an die Spielwelt von Nintendos „Animal Crossing“ andockt.

 

Fazit – lokaler Handel und das Metaverse

Noch steckt das Metaverse – bis auf sehr wenige Ausnahmen – mit konkreten Geschäftsmodellen und Ansatzpunkten für den lokalen Handel in den Kinderschuhen. Wir sehen gleichzeitig, dass großen Tec-Konzerne massive Investitionen in das Metaverse tätigen. Das tun sie nicht aus Spaß an der Freud, sondern weil sie fest an ein zukünftiges Geschäftsmodell glauben. 

Diese Modelle gehen alle davon aus, dass wir in Zukunft noch mehr Zeit Zuhause verbringen werden, aber die Annehmlichkeiten eines interaktiven Austauschs mit Freunden, eine gute Produktberatung oder ein gemeinsames Abendessen im virtuellen Restaurant (das uns vorher mit Köstlichkeiten beliefert hat) genießen möchten. 

So wie sich KMUs weltweit an die Remote-Arbeit nach Covid angepasst haben, sehen wir, dass sich Unternehmen noch weiter in die virtuelle Realität verlagern und zwar ganz einfach deswegen, weil auch Nutzer dort immer mehr Zeit verbringen. Selbstverständlich wird das reale physische Treffen mit Freunden oder Einkaufserlebnis im lokalen Umfeld nicht wegfallen – davon bin ich zutiefst überzeugt. Aber es wird durch das Metaverse ergänzt.

Die Zukunft wird folgendes bringen: mit Freunden aus der ganzen Welt an 3D Konzerten teilnehmen und sich danach noch in der Lieblingsbar über seinen Avatar austauschen, Produkte vor dem Kauf in virtuellen Showrooms ausprobieren oder einfach nur das nächste Geschäftstreffen von Zoom gegen ein 3D Treffen am virtuellen Besprechungstisch eintauschen. Das Metaverse wird in den kommenden Jahren als weitere Schnittstelle zwischen physisch lokalem Angebot und virtueller lokaler Nachfrage wachsen. Die Vorbereitung darauf wird je nach Branche viele verschiedene Formen annehmen. Am besten können Sie sich darauf vorbereiten, indem Sie schon heute Ihr Geschäftsmodell bestmöglich digital mit einer perfekten Website, E-Commerce und Social Media Aktionen transformieren und so den Sprung ins Metaverse mit Sicherheit schneller schaffen können.

 

We will see 😉

 

 

1 Kommentar zu „🚀 Metaverse und lokaler Handel – passt das zusammen? Fünf Thesen die für das lokal digitale Marketing relevant werden“

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